Die Veränderung des Sascha Peterka

Eine sehr inspirierende Geschichte, die nur das Leben schreiben kann.
Ein persönlicher Erfahrungsbericht von der Burgenland Extrem Tour 2020.

sascha peterka

Sascha Peterka im Finisher Room

Die 24 Stunden Burgenland Extrem Tour ist ein rund 120 km langer Ultramarathon im Burgenland um den Neusiedler See ohne Wettkampfcharakter. Die Tour kann auch mit dem Rad bestritten werden und findet Ende Jänner statt.

Freitag, 24.01.2020 läutet nach einer unruhigen Nacht um 5 Uhr der Wecker.

Sofort sprang ich raus aus den Federn. Machte meine täglichen Dehnungsübungen und startete in den Tag mit einem leichten Frühstück, Morgenwäsche, die Füße für den Marsch „herzurichten“ und rein ins Gwandl. Karin war in der Zwischenzeit so nett und hat mir die Trinkflaschen aufgefüllt.
Auch Elias stand heute bereits eine Stunde früher auf. Er war schon am Vortag etwas aufgeregt, gab der sonst doch so coole Bursche zu 🙂.
Pünktlich um 6 Uhr stand Christian Dinter vor der Tür. Noch ein kleines Bussi von Karin und Elias, meine Sachen im Auto verstauen und los ging es Richtung Apetlon. Da ich ziemlich aufgeregt war, redete ich noch mehr als sonst, aber Christian mit seiner smarten Art ignorierte es 🙂.
Kurz vor Apletlon kamen uns bereits einige „Marschierer“ entgegen und Christian meinte „Heast, war der Start vielleicht schon um 7 Uhr, von der Zeit könnte es passen?!“ – es war kurz nach 7 Uhr. Ich ließ mich nicht aus meiner letzten Ruhe bringen. 250m bis zum Start eine scheinbar endlos lange Autokolonne. Aus, ich stieg 250m vor dem eigentlich Start bei der Kirche aus. Justierte mich, Christian machte noch ein letztes „vorher“ Foto und stelle es in unsere Firmen Gruppe. Schaute auf die Uhr, naja jetzt knapp 45 Minuten auf den eigentlichen Start warten. Na, aus ich gehe gleich sonst wird mir kalt und das kann gar nix.

Und schon war ich am Weg Richtung Oggau. Der 1. Gedanke war „Jo, jetzt geht´s wirklich, jo du tust es wirklich, Oida i scheiß mi au“ und ein breiter Grinser im Gesicht.
So marschierte ich alleine für mich, zwischen all den anderen vielen Menschen welche es auch tun.
Ich habe mich dazu entschieden, gleich von Anfang an mit den Stöcken zugehen und am Ende gesehen war diese Entscheidung „Gold richtig“, aber dazu später.
Von Anfang an, war ich voll gut im Schritt, ich war „ON FIRE“, frei von Gedanken, voll bei mir. Kurz vor Podersdorf werden die Leute plötzlich hektisch, die Läufer laufen noch schneller und die Walker wie ich schwingen die Staberln und werden immer schneller. Wos is da los, denk ich mir.
Als ich in die Seeufergasse einbiege (Start beim Leuchturmlauf) sehe ich schon was los. In Podersdorf ist die 1. Labestation. Nervös waren sie, dass sie am Ende nix zum Essen bekommen. Na wieder in einem all inklusive Urlaub denke ich mir. Ich lasse die Labestation quasi links liegen und gehe weiter. Weiter in die „Hölle“ (ein Ortsteil von Illmitz)…. 12km herrliche Landschaft! Ein Genuss! Wir leben schon in einem herrlichen Bundesland, in einem herrlichen Land! So ein schönes Fleckchen Erde! Ich komme gar nicht raus aus dem Schwärmen.
Nachdem ich diese schöne Natur hinter gelassen habe, komme ich nach Weiden und kurz darauf auch schon zur 2. Labestation. Kurz vorher, gleiches Bild wie in Podersdorf, alle werden hektisch und rennen 🙂 Ein Theater 🙂.
Wos? Ich bin schon in Neusiedl? Die Hälfte habe ich schon. Es mag jetzt überheblich klingen, aber das ich bereits 30km in den Beinen habe fühle ich eigentlich gar nicht. Ich habe heute echt einen guten Tag. Die Staberln sind schon gut und geben die nötige Stabilität!
Ich lasse Jois, Winden hinter mir, gehe jetzt teilweise ganz alleine. Sehe nur ein Hauberl weit vor mir. Zurück habe ich eigentlich nie geblickt. Ich spule km für km runter und genieße es einfach nur.
„Ich gehe es wirklich, ich bin wirklich dabei, mitten in der 24h Burgenland Extreme Tour“.
Letztes Jahr noch als Zuschauer das Ganze verfolgt und sich gedacht, da mache ich 2020 mit und jetzt gehe ich echt da. Wie der Wolferl „Zwickts mi, i glaub i tram“. GEIL!
Ich durchwandere Breitenbrunn…… Kurz vor Purbach kommt so ein kleiner Einbruch. Ein bissl schwächelt die Konzentration, ein bissl Müdigkeit kommt auf, ich fliege fast über die Stöcke drüber, na das wäre es jetzt gewesen, ein Gefühl als hätte ich links an der Ferse eine Blase, so ein Gefühl „jetzt ist es zach“, Schweißausbruch. Plötzlich bin ich wieder von Leuten umringt – eh kloar die nächste Labestation. Ich höre wie eine sagt „des es di mit der gutn Suppe“.
Geht’s nur, denk ich mir. Gleich gehe ich wieder alleine. Und so ist es auch. Alle biegen ab und ich sehe nur in der Ferne wieder ein Hauberl vor mir. Immer noch in Purbach, heast wie lange ist der Ort denke ich mir und es geht mir gor net gut. Da höre ich eine Stimme die zu mir sagt „Gemma Sascha, hau auße was geht, da geht no wos“ – Christian spricht zu mir 🙂.
Ich trinke ein Fierce, essen einen Riegel und schwups geht´s und ich bin wieder „ON FIRE“. Plötzlich werde ich immer schneller. Mir fällt gar nicht auf das ich schon 6km weiter in Donnerskirchen bin. Erst am Ortsende beim Taferl sehe ich es. Leute, in 10km sind wir do!
Jetzt schlägt meine Stunde, die letzten 10km gebe ich nochmal so richtig Gas. Die Staberln kommen gar nimma mit, mit mir 🙂. Autsch, ca. 5km vor Oggau ein Gefühl als ich hätte ich rechts jetzt eine Blase. Ausblenden! Ich sag mir ständig, ich hob nix, i spür nix. Heast, des funktioniert wirklich! Ein Straßenschild – noch 2km bis Oggau. Ich beginne zu lachen und weinen gleichzeitig. HERRLICH!
Die letzten 2km verfliegen extrem. Ich „laufe“ in Oggau ein. Ein paar Ecken und Kurven noch und dann gehe ich gleich durchs Ziel uns sehe Karin und Elias stehen.
Ja, geschafft, ich gehe durchs Ziel – eine nette Dame will mir schon die 120km Medaille umhängen, die andere sagt „na servas der schaut frisch aus“. Halt Stop meine Damen sage ich – „ich bin nur die 60km gegangen“. Bekomme die 60km Medaille umgehängt, empfange nochmal die Gratulation vom Empfangsteam, habe einen breiten Grinser und freue mich auf Karin und Elias.

Aha, wer ist nicht da? Karin und Elias. Echt jetzt? Nur ich bin so tiefenentspannt, so happy, OK mein Bild im Ziel war ein anderes als jetzt ist, aber OK. Ich schau auf meine Uhr, WOS?
9 Stunden, 38 Minuten. Kann nicht stimmen. Aber jetzt weiß ich auch, warum die Zwei nicht da sind. Ich habe in der Früh gesagt: 10-11 Stunden wahrscheinlich sogar mehr werde ich brauchen. Ich sage aber auch, was der Kruks an der Sache ist. Es sind „nur“ knapp 54km und keine 60km. Aber der Veranstalter wertete es als 60km Tour. Na ist auch gut denke ich mir.
Ich rufe also Karin an. Elias hebt ab „ich bin schon do“ sage ich. Elias sagt, „wos, da Papa ist schon da“. Wir kommen gleich. „Kein Problem sage ich, ich warte beim Wirtn gleich neben dem Ziel“. Natürlich nicht drinnen, sondern davor. So vertreibe ich mir die Wartezeit mit Dehnübungen, einem „Siegerfoto“ auf der Ziel-Couch. Ein Teilnehmer hat das gleiche Problem wie ich. Auch er war schneller als gedacht und wartet auf seine Familie 🙂.
Es dauert nicht lange und Karin und Elias sind da 🙂.
Wir bussln uns ab, umarmen uns. Karin macht gleich ein Foto und einen kurzen Bericht an Christian.
Beide sind traurig, weil sie nicht im Ziel standen. Aber es dauerte fast 30 Minuten bis sie einen Parkplatz gefunden hatten und dass ich so flott unterwegs war, damit rechnete man auch nicht.
Aber egal, ich bin voll happy. Nochmal ein Foto auf der Couch und dann geht es zum Auto und ab nach Hause. Zuhause angekommen, ziehe ich mir das Gewand und die Socken aus und siehe da, da hat mir der „Horstl“ nur einen Streich spielen wollen. Ich habe gar keine Blasen, nur Druckstellen 🙂. Also die Neuro-Socks und der Anti-Blasenstick haben wieder tolle Arbeit geleistet.
Ich fühle mich trotz dieser Anstrengung echt gut! Es war die richtige Entscheidung von Beginn an mit den Stöcken zu gehen. Es brachte Stabilität und man schonte die Kräfte.
Abschließend gesagt, die 60km waren gerade richtig für mich und auch dass ich alleine gegangen bin. Ich kann diese Tour nur jedem empfehlen, aber macht es alleine! 🙂
Während dieser Tour merkt man wieder was wirklich wichtig ist im Leben, nämlich das LEBEN!
Freue mich heute schon auf 60km im Jahr 2021!

DANKE an Christian, dass er mich so toll eingestellt und vorbereitet hat und er für mich nicht nur jetzt, sondern in all den Jahren da war!
DANKE an Karin und Elias für ALLES!
DANKE AN MEIN LEBEN, AN MEINEN KÖRPER, AN MEINEN GEIST, DASS ICH DAS MACHEN DURFTE! DANKE, DANKE, DANKE!

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